Der aktuelle Terrorismus hat viele religiöse und ideologische Gesichter. Er bedient sich zunehmend neuer Mittel, nutzt geschickt moderne Medien und schafft transnationale Netze. Es werden gezielt Zivilisten getötet, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Es werden Menschen vor laufender Kamera geköpft und über die digitalen Netzwerke zur Schau gestellt. In bislang unbekanntem Ausmaß töten sich Attentäter*innen selbst bei Anschlägen. Unzählige Mädchen und junge Frauen werden misshandelt, vergewaltigt und verkauft.

Der „Islamische Staat“ (IS)

In den letzten Jahren ist insbesondere der islamisierte Terrorismus mit einer unerwarteten Zerstörungskraft aufgetreten, mit einer bisher unbekannten Brutalität und einer weltweiten Reichweite. Dieser neue „islamische“ Terror, im Moment insbesondere durch den „Islamischen Staat“ präsent, übersteigt oft unser menschliches Vorstellungsvermögen von Grausamkeit und Leid (vgl. Kizilhan 2016, S. 9). Ein Beispiel dafür ist der Genozid am jesidischen Volk.

Genozid am jesidischen Volk

Im August 2014 eroberten Truppen des selbsternannten „Islamischen Staates“ (IS) Gebiete Nordiraks und wandten sich mit ungeheurer Brutalität gegen die dort lebenden religiösen Minderheiten, insbesondere gegen die Jesid*innen (vgl. Cetorelli et al. 2017, S. 1). Eine große Zahl der Männer wurde hingerichtet, Frauen und Kinder entführt und systematisch vergewaltigt (vgl. Kizilhan 2018a, S. 1). Die religiöse Minderheit sollte ausgelöscht und der Wille der Überlebenden, insbesondere der Frauen und Kinder, gebrochen werden. Tausende von ihnen wurden zum Islam zwangskonvertiert. Den Frauen und Mädchen wurde vermittelt, nun „entehrt“ zu sein (vgl. Kizilhan 2016, S. 9).

Unterstützung Betroffener

Die medizinischen und psychischen Gesundheitsprobleme, die sich aus der Kombination von individueller und kollektiver Traumatisierung sowie der anschließenden psychosozialen Situation der geflüchteten Menschen ergeben, sind außergewöhnlich und erfordern durchdachte und traumasensible Konzepte für eine integrierte medizinische und psychosoziale Versorgung (Nasiroglu/Ceri 2016).