Es ist schon öfters gut gegangen
In Weisheitstraditionen und Religionen findet sich der Aufruf zur immer neuen Erinnerung daran, dass Menschen aus Not und Krisen herausgefunden haben, dass sie Hilfe und Rettung erhalten haben. Allein und gemeinschaftlich werden Rettungserfahrungen gefeiert. Das stärkt die Hoffnung.
Spirituelle Impulse
→ Selbstreflexion: Persönliche biografische Erfahrungen
Rufen Sie sich bewusst Erfahrungen mit gutem Ausgang in Erinnerung:
- Welche Krisen habe ich schon bewältigt?
- Wer oder was hat mich unterstützt?
- Welche Geschichten dazu gibt es in meiner Familie, in meinem Freundes- und Bekanntenkreis?
- Wer oder was hilft mir jetzt?
- Was sind für mich Hoffnungstexte und -bilder?
Stellen Sie sich Bilder oder Symbole auf, die Sie daran erinnern.
→ Impulse aus der Literatur
Friedrich Hölderlin:
Wo aber Gefahr ist, wächst
Das Rettende auch.
aus: Hölderlin F (1993) Die schönsten Gedichte. Ausgewählt von Schmidt J. Frankfurt a.M.: Insel Verlag.
Spuren im Sand
Eines Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn.
Vor dem dunklen Nachthimmel erstrahlten,
Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand,
meine eigene und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war,
blickte ich zurück.
Ich erschrak, als ich entdeckte, daß an vielen Stellen meines
Lebensweges nur eine Spur zu sehen war.
Und das waren gerade die schwersten Zeiten meines Lebens.
Besorgt fragte ich den Herrn:
„Herr, als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir
versprochen, auf allen Wegen bei mir zu sein.
Aber jetzt entdecke ich, daß in den schwersten Zeiten meines
Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist.
Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?“
Da antwortete er: „Mein liebes Kind,
ich liebe dich und werde dich nie allein lassen,
erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten.
Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast,
da habe ich dich getragen.“
aus: Powers MF (1996) Spuren im Sand. Übersetzt von Busch E-M. Gießen: Brunnen Verlag.
Shalom Ben-Chorim (nach Jer 1,11) (1942); Musik von Fritz Baltruweit
Freunde, dass der Mandelzweig
Wieder blüht und treibt,
Ist das nicht ein Fingerzeig,
dass die Liebe bleibt?
Dass das Leben nicht verging,
Soviel Blut auch schreit,
Achtet dieses nicht gering,
In der trübsten Zeit.
Tausende zerstampft der Krieg,
Eine Welt vergeht.
Doch des Lebens Blütensieg
Leicht im Winde weht.
Freunde, dass der Mandelzweig
Sich in Blüten wiegt,
bleibe uns ein Fingerzeig,
wie das Leben siegt.
Musikalisch gestaltet: https://www.youtube.com/watch?v=S6HsDakRBxM
Impulse aus den Religionen
→ Biblische Texte: Judentum und Christentum
Gen 9,8-17: Der Bund mit Noah – das Zeichen des Regenbogens
Dann sprach Gott zu Noach und seinen Söhnen, die bei ihm waren: Hiermit schließe ich meinen Bund mit euch und mit euren Nachkommen und mit allen Lebewesen bei euch, mit den Vögeln, dem Vieh und allen Tieren des Feldes, mit allen Tieren der Erde, die mit euch aus der Arche gekommen sind. Ich habe meinen Bund mit euch geschlossen: Nie wieder soll eine Flut kommen und die Erde verderben. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen: Meinen Bogen setze ich in die Wolken; er soll das Bundeszeichen sein zwischen mir und der Erde. Balle ich Wolken über der Erde zusammen und erscheint der Bogen in den Wolken, dann gedenke ich des Bundes, der besteht zwischen mir und euch und allen Lebewesen, allen Wesen aus Fleisch, und das Wasser wird nie wieder zur Flut werden, der alle Wesen aus Fleisch vernichtet. Steht der Bogen in den Wolken, so werde ich auf ihn sehen und des ewigen Bundes gedenken zwischen Gott und allen lebenden Wesen, allen Wesen aus Fleisch auf der Erde. Und Gott sprach zu Noach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich zwischen mir und allen Wesen aus Fleisch auf der Erde geschlossen habe.
Psalm 126:
- Als der Herr das Los der Gefangenschaft Zions wendete, da waren wir alle wie Träumende.
- Da war unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel. Da sagte man unter den anderen Völkern: »Der Herr hat an ihnen Großes getan.«
- Ja, Großes hat der Herr an uns getan. Da waren wir fröhlich.
- Wende doch, Herr, unser Geschick, wie du Flüsse im Negev wieder bringst.
- Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
- Sie gehen hin, ja sie gehen und weinen und tragen den Beutel zum Säen. Sie kommen, sie kommen mit Jubel und tragen ihre Garben.]
Deuteronomium 26,5b-11: Das „kleine Glaubensbekenntnis“– ein zentraler Text für Juden
Mein Vater war ein heimatloser Aramäer. Er zog nach Ägypten, lebte dort als Fremder mit wenigen Leuten und wurde dort zu einem großen, mächtigen und zahlreichen Volk. Die Ägypter behandelten uns schlecht, machten uns rechtlos und legten uns harte Fronarbeit auf. Wir schrien zum Herrn, dem Gott unserer Fäter, und der Herr hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der Herr führte uns mit starker Hand und hoch erhobenem Arm, unter großem Schrecken, unter Zeichen und Wundern aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, in dem Milch und Honig fließen. Und siehe, nun bringe ich hier die ersten Erträge von den Früchten des Landes, das du mir gegeben hast, Herr. Wenn du den Korb vor den Herrn, deinen Gott gestellt hast, sollst du dich vor dem Herrn, deinem Gott, niederwerfen. Dann sollst du fröhlich sein und dich freuen über alles Gute, das der Herr, den Gott, dir und deiner Familie gegeben hat: du, die Leviten und die Fremden in deiner Mitte.
Getragen wie auf Adlersflügeln
Exodus 19,4b
Ihr habt gesehen, wie ich euch auf Adlerflügeln getragen und hierher zu mir gebracht habe.
Jesaja 40,31
Die aber, die dem Herrn vertrauen, schöpfen neue Kraft, sie bekommen Flügel wie Adler.
→ Christentum
Der Sturm auf dem See: Mk 4,36-41.
Die Jünger fuhren mit Jesus in dem Boot, in dem er saß weg; einige andere Boote begleiteten ihn. Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, so dass es sich mit Wasser zu füllen begann. Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte isch, und es trat völlige Stille ein. Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? Da ergriff sie große Furcht, und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?
→ Islam
Aus dem Koran zu Noach: „jemand, der sich Gott ergeben hat“
Koran Sure 10,71-73:
Trag ihnen die Geschichte von Noach vor! Als er zu seinem Volk sagte: „Mein Volk, wenn es euch schwerfällt, dass ich mich hinstelle und an Gottes Zeichen mahne, dann vertraue ich auf Gott. Einigt euch in eurer Sache mit euren Gottespartnern!
Dann soll euch eure Sache keine Sorge sein. Dann entscheidet über mich und gewährt mir keinen Aufschub! Doch wenn ihr euch abkehrt – ich habe von euch keinen Lohn verlangt. Mein Lohn liegt allein bei Gott. Ich bin geheißen, zu den Gottergebenen (den „Muslimen“) zu gehören.“ Da bezichtigten sie mich der Lüge. Doch wir retteten ihn und die, die mit ihm waren, im Schiff. Wir bestellten sie zu Nachfolgern und ertränkten die, die unsere Zeichen für Lüge erklärt hatten. So schau, wie das Ende derer war, die gewarnt worden waren!
Literatur dazu: (Kuschel, 2017)