Ressourcen in der Religion und Spiritualität
Forschungen aus dem Feld der wissenschaftlichen Disziplin Spiritual Care zeigen, dass in Situationen der Krise und Krankheit neben den körperlichen und psychosozialen Bedürfnissen auch die existenziellen, spirituellen und religiösen Nöte und zugleich Ressourcen Wirkungen auf unsere Gesundheit haben (Frick & Roser, 2011; Peng-Keller, 2020). In unserer Gesellschaft, in der Religion und Spiritualität Privatsache sind und in unserem alltäglichen Gespräch oft tabuisiert werden, ist es ein Lernprozess, diese Dimension, die für Menschen anderer Kulturen oft sehr wichtig ist, zu thematisieren (Fiedler, 2015). Nach Flucht und Migration ist sie bisweilen Belastung und Ressource gleichzeitig (Frick, 2020; Kizilhan, 2020).
Darüber ins Gespräch zu kommen, kann besondere Quellen eröffnen, braucht aber große Sensibilität und ein grundlegendes Vertrauen der zugewanderten Person zu Begleiter*in bzw. Therapeut*in; Forschungen zur Situation in Deutschland sind in den Anfängen, z.B. in palliativen Situationen (Banse & Nauck, 2020), beim Trösten in der Begleitung von geflüchteten Menschen (Reddemann, Joksimovic, & Kaster, 2020), in der Psychotherapie (Frick, Ohls, Stotz-Ingenlath, & Utsch, 2018). Wenn zugewanderte Menschen sich auch in ihrem Glauben wertgeschätzt erleben, ist dies zugleich ein Stück Ankommen in unserer öffentlich säkular geprägten Gesellschaft. Für Begleitende gilt es daher einen professionellen Mittelweg zu finden, der dieses wichtige Thema nicht tabuisiert, aber auch nicht missioniert. Dies zu schulen ist das Anliegen von Spiritual Care.
Religion und Spiritualität sind oft erwachsen aus dem Leben mit Krisen, insbesondere mit den Krisen von Leid und Endlichkeit, und erprobt darin. Sie können Menschen Halt und Vertrauen schenken. Zuversicht und Vertrauen sind grundlegende Ressourcen in der gegenwärtigen Zeit für die persönliche Stabilität sowie für die Solidarität untereinander.