Neben dem individuellen Trauma, das eine einzelne Person erlebt, sind manche ethnischen und religiösen Gruppen als Kollektiv, manchmal auch über mehrere Generationen hinweg, Bedrohung und Gewalt ausgesetzt (vgl. Kizilhan 2017, S. 336). Mittel zur Unterdrückung, wie militärische Gewalt, biologische Kriegsführung (wie im Irak gegen Kurden 1988), nationale/staatliche Entrechtungs- und Unterdrückungspolitik, ethnische Säuberungen, Inhaftierung, Versklavung und/oder gesetzliche Verbote von Freizügigkeit, wirtschaftlicher Entwicklung und kulturellem Ausdruck, können zu kollektiven Traumata führen (Dodgson/Struthers 2005; Hallaq 2003; Kizilhan/Noll-Hussong 2017).
Viele Überlebende, die Brutalität, Hunger und Krankheit direkt miterlebt haben, leiden unter physischen Verletzungen, Mangelernährung und hohen Raten an infektiösen und chronischen Krankheiten. Ihre psychischen und emotionalen Reaktionen beruhen auf Gewalt, schwerem Stress, allgegenwärtiger Not und dem Verlust von Familie, Land und Lebensweise. Selbstzerstörerisches Verhalten, schwere Angstzustände, Schuldgefühle, Feindseligkeit und chronische, „unerbittliche“ Trauer können die Folge sein (Tekin et al. 2016). Psychische und emotionale Störungen können leicht in physische Krankheiten münden und umgekehrt (Kizilhan/Noll-Hussong 2017).