Das Schicksal, von terroristischen Organisationen entführt und zum Soldat*in-Sein gezwungen zu werden, mussten bzw. müssen Kinder in unterschiedlichen Regionen der Welt erleiden, darunter die Demokratische Republik Kongo, Nepal, Mosambik, Uganda, Sierra Leone und seit 2014 auch der Nordirak.

„Rekrutierung“ und „Ausbildung“

Kinder und Jugendliche werden dafür gezielt ausgewählt, von ihren Familien und ihrer Gemeinschaft weggerissen und isoliert. Durch tägliche (religiöse) Indoktrination, Kampftraining und Training der Widerstandsfähigkeit gegen Schmerz und Brutalität werden sie zu Kindersoldat*innen ausgebildet (vgl. Kizilhan/Noll-Hussong 2018, S. 425). Ihre Einsatzbereiche sind oft unterschiedlich, sie werden u. a. als Spion*innen, Träger*innen oder Frontsoldat*innen eingesetzt.

Folgen

Die Kinder werden oft zur Ausübung von Gewalt gegen andere, bis hin zur Tötung, gezwungen und auch selbst wiederholt körperlicher, sexueller und emotionaler Gewalt ausgesetzt. Die Folgen sind schwerwiegend. So sind ehemalige Kindersoldat*innen besonders gefährdet, Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) zu entwickeln (vgl. Kizilhan/Noll-Hussong 2018, S 425; Ceri et al. 2016). Auch ist das entwicklungsbedingte Selbstwertgefühl deutlich reduziert (vgl. Kizilhan/Noll-Hussong 2018, S. 425). Wie bei den meisten Terror- bzw. Kriegsüberlebenden ist die Belastung durch die erlebte Gewalt auch bei den ehemaligen Kindersoldat*innen oft chronisch. Auch sie erleiden häufig eine wiederholte Viktimisierung, die Häufigkeit, Dauer und Schwere der Gewaltfolgen sind bei ihnen jedoch nochmal deutlich erhöht (vgl. Kizilhan/Noll-Hussong 2018, S. 427f.).

Unterstützungsbedarf nach der Befreiung oder Flucht

Einen entscheidenden Einfluss auf die langfristige psychische Gesundheit hat das Umfeld nach der Rückkehr aus dem Terror. Ehemalige Kindersoldat*innen sind auch nach der Befreiung oder Flucht zahlreichen täglichen Stressfaktoren und Belastungen ausgesetzt. Sie sind besonders anfällig für ökonomische Unsicherheit und zwischenmenschliche Belastungen (vgl. Betancourt et al. 2010, S. 607), außerdem sind sie in der Gemeinschaft oft mit Stigmatisierung und (häuslicher) Gewalt konfrontiert (vgl. Kelly/Branham/Decker 2010, S. 9). Die Unterstützungsmöglichkeiten durch die Familie und Gemeinde, der Zugang zu Bildung und auch die wirtschaftlichen Umstände sind wesentlich für eine langfristige psychische und soziale Stabilisierung von ehemaligen Kindersoldat*innen (vgl. Betancourt et al. 2010, S. 607).