Wir wissen um die große Macht der Bilder. In der gegenwärtigen Situation haben sich uns Katastrophenbilder vom vergangenen Frühjahr eingeprägt. Forschungen zeigen, dass es gelingt, durch häufiges Betrachten guter Bilder negative Bilder zu überschreiben (Herzog, 2020; Schmucker & Köster, 2014). Dies können innere Bilder sein, die wir uns über unsere Vorstellungskraft herholen können. Besonders wirksam sind äußere Bilder. Auch Texte und Gegenstände geben Kraft.
Regen Sie an, dass Menschen alles, was ihnen Kraft, Schutz und Sicherheit gibt, im Alltag sichtbar machen und mit allen Sinnen wahrnehmen.
Spirituelle Impulse
Gute Bilder, Texte, Gegenstände, Imaginationen
Persönliche Erinnerungsbilder: Umgeben Sie sich bewusst mit guten Bildern, die Sie erinnern an schöne Situationen (Familie, Urlaub, Freunde) oder Orte, die ihnen Kraft geben (Berge, Meer, Bach…). Stellen Sie sich diese so auf, dass Ihr Blick immer wieder darauf fällt.
Schönes aus Kunst, Literatur, Märchen, Musik: umgeben Sie sich damit.
Besondere Kraftorte. Entdecken Sie diese in Ihrer Umgebung (ein Baum, eine Kapelle …) und suchen Sie diese immer wieder auf.
Mir einen guten Ausgang der Krise vorstellen: Eine unserer großen Ressourcen ist unsere Vorstellungskraft. Der Frustration und Erschöpfung durch die aktuellen Beschränkungen können wir entgegenwirken, wenn wir auf diese Weise Hoffnung und Selbstheilungskräfte aktivieren.
- Denken Sie sich ein gutes Ende aus für Ihre persönliche Erfahrung in der Corona-Krise. Schreiben Sie sich auf, worauf Sie sich freuen, was Sie alles tun möchten, vielleicht auch, was sich zum Positiven verändert. Oder malen Sie ein Bild dazu. Vielleicht mögen Sie auch ein gutes Ende für den Ausgang der Corona-Krise in der Welt schreiben oder malen.
Impulse zu Imaginationen finden Sie in: (Reddemann, 2020)
Impulse aus den Religionen
Ressourcen aus den religiösen und kulturellen Schatztruhen stärken auch dadurch, dass Menschen erleben, wie sie eingebunden sind in die Erfahrungen der Not von Menschen in vielen Zeiten und in ihre Erfahrungen von Hilfe. Es stellt energetisch in diese Gemeinschaft. Gerade in Zeiten der Isolation ist dies eine wichtige Ressource!
Bilder
Viele Religionen haben Bildmotive, die Menschen an Schutz und Hilfe erinnern.
Ein Beispiel: https://www.alonetogether.org.uk/post/in-the-deep-poem-video:
- Im Christentum sind dies vor allem Bilder von Christus und Maria.
- Im Islam sind es aufgrund des Bilderverbots eher kalligraphisch gestaltete Texte, besonders oft der Name Allah.
Hoffnungsbilder in Erzählungen
Die Ursprungskulturen der Migrant*innen sind meist Erzählkulturen. Märchen und religiöse Geschichten bieten viele Hoffnungsbilder an, die unsere tiefen Sehnsüchte ansprechen (z.B. das Land, wo Milch und Honig fließen). Diese Geschichten stärken die Hoffnung darauf, dass das Leben trotz aller Widernisse gut ausgehen wird. Sie können als Ermutigung verstanden werden, täglich neu auf Gutes, auf etwas Besseres zu hoffen. …). Regen Sie an, solche Texte oder Bilder zu suchen; vielleicht sind es Ressourcen aus der Kindheit.
Worte und Texte
Religiöse und spirituelle Menschen haben oft Texte und Gebete, die ihnen Kraft geben. Es ist heilsam, sie aufzuschreiben, an zentralen Orten im Alltag aufzustellen oder bei sich zu tragen und im Alltag in Not und Unsicherheit oder anderen „Triggersituationen“ zu sprechen.
- „inschallah“: Diese häufig gebrauchte Redewendung bedeutet „so Gott will“. Sie wird von Muslimen und arabisch sprechenden Christen und Juden verwendet und ist allgemein auch außerhalb des arabischen Sprachraums bekannt.
Grundlage der Verwendung im Islam ist die Aussage im Koran, Sure 18, Vers 23-24:
„Und sag ja nicht im Hinblick auf etwas (was du vorhast): „Ich werde dies morgen tun“, ohne (hinzuzufügen): ‚wenn Gott will‘! Und gedenke deines Herrn, wenn du vergißt (oder vergessen hast), (dies hinzuzufügen?), und sag: ‚Vielleicht wird mich mein Herr (künftig) zu etwas leiten, was eher richtig ist als dies (d. h. als meine vorherige Handlungsweise)‘!“
(aus: Der Koran. Kohlhammer, Stuttgart 2010, übersetzt von Rudi Paret)
Die deutsche Redensart „so Gott will“ entspricht der wörtlichen Bedeutung nach dem arabischen Inschallah.
- „In Gottes Namen“ ist eine Redensart, die im Christentum üblich war und teils noch ist, um ein Vorhaben zu beginnen.
Gebetswiederholungen und Texte für jeden Tag
Religiöse Traditionen regen auch an, bestimmte Worte wie ein Mantra zu wiederholen, manchmal ist dies verbunden mit dem Durchgehen der Perlen einer Gebetskette.
- Im Islam werden so die Namen Allahs gebetet,
- im Christentum in der katholischen oder orthodoxen Tradition der Rosenkranz oder ein Herzenswort, in der evangelischen Tradition gibt es Worte für jeden Tag (Tageslosungen).
Begleitende Gegenstände
Perlenketten: Perlenketten finden sich in vielen Religionen und Kulturen: Im Islam sind es Gebetsketten mit 33, 66 oder 99 Perlen, die besonders Männer in den Händen halten. Sie werden gebetet, indem zu den Perlen „Gott ist groß“ laut oder innerlich gesprochen wird oder einer der anderen Gottesnamen. Manchmal sind diese Ketten zum Schmuck oder Beschäftigungsobjekt geworden: die Perlen werden bei Langeweile oder als Alltagsritual abgezählt oder die Ketten kreisen in den Händen. Im Christentum sind es der Rosenkranz oder kleine Gebetsringe. Unabhängig von einer Religion finden sich Perlenarmbänder, die meditativ genutzt werden. Das ständige Zählen der Perlen, ihr Gleiten durch die Finger verbunden mit einem Namen oder Wort wirkt beruhigend, kann auch parallel zum Erzählen den Erzählfluss verbessern.
Schutzamulette werden in vielen Religionen verwendet. Auch Heilsteine werden genutzt.
Heilige Schrift: Manche Menschen stärkt es, wenn sie die Heilige Schrift ihrer Religion aufstellen und in ihrer Nähe haben.
Stärkende Orte und Räume
Auch ein „Gebetsteppich“ oder ein Meditationseck oder ein „Herrgottswinkel“ in der eigenen Wohnung können ein solcher Ressourcenort sein. Auch Kirchen sind oft tagsüber geöffnet.
Begleitende Personen
Stärkend ist die Begleitung von Menschen, die mit guten Wünschen aneinander denken und sich kleine Zeichen dafür geben.